Nun ist es doch aus und vorbei: Das Theater t’eig beschließt sein Bestehen in einem fulminanten Gesamtkunstwerk der Entäußerung. Keine Theaterproduktion im herkömmlichen Sinne, vielmehr eine begehbare Installation, die Drama, Komödie, Tragödie, Musik, Visuals und eigentlich alles, eben alle Ausdrucks- und Darstellungsmittel, miteinander verschränkt, mittels derer sich der Mensch über sich selbst erzählen kann.
„Die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben“, weiß der Famulus im ersten Teil des Faust zu berichten. Was hier den Bereich der Medizin und Naturwissenschaften meint, schreiben die t’eiger fort. Auch sie wissen zu berichten, dass – in ihrem Falle – das Theater zwar eine irre Entäußerungsmaschine des Lebens ist, sich dieses aber nicht vollkommen darin und dadurch begreifen lässt. Sie wissen es im Grunde nicht, sie entäußern sich in dieser Vermutung. Stets dem Anspruch verpflichtet, dass Theater als lebensverändernder Erfahrungs- und Spielraum des Lebens aufzufassen. Darin sind sie konsequent, das haben sie in ihrer 10-jährigen Präsenz bewiesen. „Theater muss immer Forschung sein“, streicht Thomas Sobotka das Motto für das Ensemble heraus. Denn wer forscht, sucht, will nicht bestätigen, reproduzieren. Im Forum werden die Forschungsergebnisse dann einem Plenum präsentiert. Selbstironisch, subversiv und mit lebensverwandelnder Relevanz. Darin drückt sich auch das Programm der Faust-Bearbeitung aus, der letzten Produktion des t’eig.
Es gilt hier nicht zu bewerten, was konkret dargeboten wird. Es gilt hier vielmehr dazu aufzurufen, sich dieser letzten Chance bewusst zu werden und die Möglichkeit wahrzunehmen, diesem Unikat ein allerletztes Mal beizuwohnen. Und vielleicht verzeihen Sie mir am Ende noch die Anregung zu einer kleinen Gebrauchsanweisung: Achten Sie nicht ausschließlich auf den Bühnenraum, auf die mannigfaltigen Entäußerungen und vielschichtigen Seelenverkäufe der schauspielernden Akteure, würdigen Sie auch das ausgezeichnet gestaltete und dramaturgisch exzellent aufbereitete Programmblatt.
Bedenken Sie den Rahmen, der t’eig ermöglicht hat, würdigen Sie die Schnittstellen zwischen Theater und Leben, lassen Sie sich ergreifen vom t’eiger fAUSt. Und natürlich ist es aus und vorbei aber: es ist nur theater.
Termine und Karten: http://www.theater-teig.at/
Raffael Hiden