Diese Mitwelt ist keine Gaudi, gar totbringend ist sie, in so einer Weiberwirtschaft mit den Schattenweibern. Es wird höllisch.
Die Geruchlosigkeit des Todes hängt über diesen Probentag des neuesten Stücks der Die Rabtaldirndln.
Regisseur Ed. Hauswirth fordert zu einer Introspektion über das Ende jeder-ihrigen Zeit heraus. Die Reihenfolge wird geknobelt, 20 Minuten stehen je Selbstbeschau mit Fremdbeschau zur Verfügung; ein absehbarer Zeitraum, der am Ende länger sein kann als gedacht.
Für eine soziologisch-künstlerische Reflexion (mit leichtem Augenzwinkern) dieser morbiden Stückprobe drängt sich Martin Heideggers Phänomenologie geradezu auf, sie ist tatsächlich schier unumgänglich, klebt sich im Gehirn fest. Vorallerdingen in Anlehnung an sein „Sein zum Tod“. Zugleich schaudernd inhaltlich und schlicht formal.
Hineingeworfen in den Probenraum
Der Holzweg knarrt unter den nackten Füßen. Die Schrammen und Furchen des Bodens verheißen vom Alleinsein und Mitsein, von vielen aufgeführten Geschichten. Der graue, malträtierte Belag erstreckt sich über den durch mehrere Türen begrenzten Raum. Diese Türen werden immer wieder geöffnet und geschlossen, Menschen kommen und gehen. Schritte kreuzen sich, alles erscheint im Hier so beliebig, gar unsortiert. Eine Stehwand mit Waldmotiv ziert den Hintergrund. „Die Welt war belebt“ (Ed.) – der Raum wird es nun werden.
Das Zeug
Strom fließt in jenem Zeug, das nebenbei durch Aller Hände geht. Handzeug, Ohrenzeug, Augenzeug, Mundzeug, Fußzeug. Handys dienen als Kommunikationsmittel, sind der verlängerter Arm, das Aufnahmegerät und die Bilddokumentation. Das Zeug muss mit Elektrizität versorgt werden, um dieser Welt sinnvoll zur Verfügung zu stehen. Elektrisch-fahrbarer Untersatz hängt zum Laden an den Steckdosen. Damit wird es auf der Bühne gewiss noch heißhergehen, versprochen. Der Strom bleibt aufgedreht.
Die Introspektion
Wie das Jemeinige in der Introspektion zum Mit-Dann-Ihrigen heranreift.
Das Nachdenken über den Tod ist nun ein Erinnerung-in-den-Jetzt-Raum-holen. Laut schürfen Die Rabtaldirndln mit geschlossenen Augen aus sich heraus, was über dieses Thema in ihnen steckt, um es miteinander zu teilen und hiernach in einem gemeinsamen Stück zu vereinen. Aus den verbalisierten und gestikulierten inneren (Un-)Ordnungen der jeweiligen Introspektionen lässt sich das Phänomen in poetischer Form zusammen-fassen…
…Der Tod ist…
Augen zu – Babsi-Sein-Zum-Tod:
In-sich-versinken
Von-sich-wegschieben
Zu-sich-herholen
Hin-und-her-wischen
Sich-selber-in-Frage-stellen
Sich-in-sich-selbst-berühren
Sich-vorstellen
Sich-überlegen
Sich-zuordnen
Sich-ausbreiten
Augen zu – Rosi-Sein-Zum-Tod:
Ein Inhaltsverzeichnis in-sich-schreiben
Das-Gelernt- suchen
Die-Distanz-finden
Sich- ent-beziehen
Dabei-bleiben
Sich-einschließen
Das-Bedürfnis-nachschlagen
Sich-verbrennen
Sich-leer-sprechen
Sich-umschauen
Ins-Ende-sehen
Augen zu – Gudrun-Sein-Zum-Tod:
Sich-gerade-richten
Die-Angst-schauen
Das-Kind-sehen
Das-Immer-wieder-nie-wieder
Die-Konsequenz-Relation
Das-Nicht-gehen-lassen
Das -in-sich-nachfühlen
Das-in-sich-zusammenfinden
Das-Faszinierende
Das-sich-Erschlagende
Karin Scaria-Braunstein