Problemlösungskompetenz

Gesellschaften, die die Kompetenz als das Verfügen über kognitive und emotionale Fähigkeiten zur Lösung von Problemen auffassen, sakralisieren insofern das Lösen von Problemen und pathologisieren gleichsam das Schaffen von Problemen. Das Leben, es hat es eher so in und an sich, Probleme zu schaffen als aufkeimende fortwährend zu lösen. Die Idealisierung der Problemlösungskompetenz, die geradezu als fixe Anforderungen in jeder Stellenausschreibung ihren Platz findet, versinnbildlicht den aktuellen Trend zur schnellstmöglichen Bereinigung von Abkömmlingen des hegemonialen Weges. Auf der Straße der Vereindeutigung der Welt stehen keine Abzweigungstafeln, keine Alternativen zum linearen Straßenverlauf.

Vereinseitigt wird die Perspektive, sodass das alte Sprichwort: Alle Wege führen nach Rom, dann doch Sinn macht. Vermutlich kommt es auch öfter dazu, dem Verlauf einer Straße zu folgen, nicht weil die Straße mich zu meinem Ziel bringt, sondern weil der Weg an sich es ist, dessen Beschreiten mir Freude bereitet. Nicht zu wissen, wohin mich der Weg führt, ist oft interessanter als das Ende des Weges bereits vorab zu kennen und es zu erreichen. Ebenso verhält es sich mit den Problemen und deren Lösungen: Oft führt ein Problem nicht unmittelbar zur Lösung, und es kommt mitunter auch dazu, dass dieses eine Problem, plötzlich, über Umwege und daher nicht intendiert, seine Lösung findet. Zumeist werden Probleme gar nicht gelöst, sondern auf andere, mögliche Lösungswege umgeleitet.

Demnach unsere Kompetenz: Der Weltoffenheit, in der sich der Mensch zur Wirklichkeit in Beziehung setzt, ist ein transzendentales Moment immanent: Der Mensch selbst ist ein Problem, er wird sein Gesicht, am Meeresufer ruhend, nicht verlieren, weil er sich selbst nicht lösen kann und es nie wird vermögen können.

Raffael Hiden